„Oft fragst du mich, Iustus Fabius, warum gerade unsere Zeit, obwohl die früheren Jahrhunderte durch die Talente und den Ruhm so hervorragender Redner geglänzt hätten, verödet und des Rufes der Beredsamkeit beraubt worden ist…“ So beginnt der römische Historiker Tacitus im Jahr 75 n.Chr. sein Werk „Gespräch über die Redner“ und eine ähnliche Klage könnte man im Jahr 2024 anstimmen, wenn man bedenkt, dass von allen Wiener ÖTB Vereinen lediglich drei Männer modellhafte Reden hielten und nur zwei Kinder aus ihren Büchern vorlasen. Es wird doch nicht etwa die durch die österr. Bundesverfassung garantierte Meinungsfreiheit heute in ähnlicher Weise gefährdet sein wie unter den flavischen Kaisern? Wie dem auch sei, unter 5 Teilnehmern gab es drei Sieger, einen zweiten und einen dritten Rang. Die drei Redner Christian Gerstner (ÖTB Ottakringer Tv. 1884), Udo Wunsch (PHTV) und Gerwin Kowarik (Tv. Sechshaus) gaben ihr Bestes und lagen nur wenige Punkte auseinander. Gerstner siegte mit knappestem Vorsprung mit einer Rede zum Thema „Populismus“ vor Wunsch (fränkische Könige) und Gerwin Kowarik (Natur- und Klimaschutz). Auch die zwei Kinder des Ottakringer Turnvereins erfreuten die Zuhörer mit klar und richtig vorgelesenen Texten. Lasst uns davon träumen, dass im Jahr 2025 wieder mehr Turngeschwister Reden vorbereiten und mehr Kinder aus ihren Büchern lesen, damit die Debattenkultur in unseren Vereinen weiter gehoben wird.
Christian Gerstner, ÖTB Ottakringer Turnverein 1884